Am 18. August 1897 trafen sich im Nebenzimmer des Gasthauses Alleehaus 40 Interessenten zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Nachdem der Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr zu Höchst, Herr Schäfer, einen kurzen Vortrag über Zweck und Ziel einer Freiwilligen Feuerwehr gehalten hatte, schritt man, wie es hieß zur "sofortigen Konstituierung".
Am 3. September 1897 wurden die ersten Statuten der Wehr in Kraft gesetzt. Georg Wassem wurde der erste Kommandant der Wehr. Die selbstlose Opferbereitschaft brachte es fertig, die junge Wehr in kurzer Zeit mit den notwendigsten Gerätschaften auszurüsten. Den Zusammenhalt der Wehr, der sich bis in die heutigen Tage gehalten hat, mag folgende Begebenheit aufzeigen: Zu seinem 50. Geburtstage wurde dem Kommandanten Wassem ein Offiziershelm von den Mitgliedern der Wehr geschenkt, den er, wie sich später herausstellte laut den Verbandsvorschriften nicht tragen durfte. Die Wehr akzeptierte dies nicht und ging durch alle Instanzen bis nach Berlin, um ihr Recht zu vertreten.
Brände in Unterliederbach und in den Nachbargemeinden forderten auch bald den Einsatz der Wehr. Erwähnt sei hier vor allem das schwere Unglück in der "Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron" vom Mai 1901.
Kameradschaftsgeist und Hilfsbereitschaft erwiesen sich auch über die schweren Jahre der beiden Kriege hinweg als die Kraft, die Mannschaft zusammenzuhalten.
Immer wieder fanden sich in den vergangen 100 Jahren Männer, die bereit waren, ihr Leben und ihre Gesundheit für ihre Mitbürger einzusetzen. Sie traten in die Wehr ein und übernahmen das Gedankengut ihrer Vorgänger, welches schon zur Gründung geführt hatte.
In diesem Geiste wurden immer wieder schwere Prüfungen überstanden. Erinnert sei hier an die Nachkriegszeit oder an die fünf Jahre ohne Gerätehaus, als das alte Gerätehaus in der Wagengasse wegen der Baufälligkeit abgerissen wurde und das Feuerwehrfahrzeug im Bauhof Höchst untergebracht war. Zu jedem Einsatz und jeder Übung musste alles Löschgerät aus Höchst herbeigeholt werden.
Trotz massiven Bemühens der Verantwortlichen der Wehr und der politischen Verantwortlichen fand die Branddirektion Frankfurt keine Möglichkeit, die Löschgeräte in Unterliederbach zu belassen. Erst nach fünf Jahren und vielen Mühen, unterstützt durch namhafte Unterliederbacher Bürger, konnte der tatkräftige Wehrführer Herbert Höll die Schlüssel für das neue Gerätehaus in der Pfälzerstraße am 15. Oktober 1963 in Empfang nehmen. Maßgebend für die Erstellung des neuen Gerätehauses war vor allem die Einsatzbereitschaft und die Einsatzhäufigkeit der Unterliederbacher Wehr.
Plötzlich und unerwartet starb der Kamerad und Wehrführer Herbert Höll im März 1969 nach einer Großübung. Er bleibt der Wehr durch sein Vorbild unvergessen.
Ein schwerer Schlag wurde der Wehr im Jahre 1975 zugefügt, als während eines Brandeinsatzes in Frankfurt Griesheim der Kamerad Hans Roth durch eine einstürzende Wand tödlich verletzt wurde.
Im Jahre 1979 wurde das Gerätehaus um eine Fahrzeughalle erweitert und der Einsatzwert der Unterliederbacher Feuerwehr durch Indienststellung modernster Löschfahrzeuge erheblich gesteigert (LF-16 , TLF-8). Hier sei der ehemalige leitende Branddirektor Prof. E. Achilles hervorgehoben, dem die Feuerwehren in ganz Frankfurt viel zu verdanken haben. Zwischenzeitlich wurde begrifflich aus dem Gerätehaus ein Feuerwehrhaus gemacht (per Gesetz). An dem Haus und seiner Verwendung hat sich dadurch nichts geändert.
Mit dem Bau eines neuen Feuerwehrhauses im Heimchenweg 8a wurde 2003 angefangen. Unser altes LF 16 wurde 2004 durch ein modernes LF10/6 abgelöst. Damit ist die Wehr heute mit modernsten Löschfahrzeugen (LF-10/6, TLF-16/25, Mercedes Sprinter) und Gerätschaften ausgerüstet. Dies ist für alle Kameraden Verpflichtung, unsere Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen.
Am 21. Dezember 2004 wurde das neue Feuerwehrhaus dann feierlich bezogen. Dabei wurden wir sehr herzlich von den Kameraden der Feuerwache 5 (jetzt BLW 3) am neuen Domizil begrüßt. Die offizielle Einweihung fand am 25. Februar 2005 statt, aber auch zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht alles fertig. Inzwischen näheren wir uns den letzten Arbeiten, da diese von den Kameraden in Eigenleistung durchgeführt worden sind.
Zwischenzeitlich wurde einsatztechnisch von dem Zug-Konzept auf das Staffel-Konzept, um mehr Flexibilität zu erreichen, umgestellt. D.h. anstatt mit einem großen Zug aus mehreren Fahrzeugen zur Einsatzstelle zu fahren, fahren nun einzelne Staffelfahrzeuge (auch wenn wir diese mit einer Gruppe besetzten können). Auch die Hirachie, wer was zu sagen hat wurde angepaßt. Somit ist der Einheitsführer nun als D-Dienst eingestufft und wird, wenn mehrere D-Dienste vor Ort sind von einem C-Dienst gesteuert.
Die Einsatzabteilung hat zur Zeit rund 30 aktive Kameraden, die durch laufende Weiterbildung auf den verschiedenen Feuerwehrschulen ihr Wissen erweitern, um die Gefahren im Einsatz meistern zu können. Den Fortbestand der Wehr sichert unsere Jugendabteilung mit zur Zeit zahlreichen Jugendlichen, welche im Jahre 1976 gegründet wurde.
Seit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Unterliederbach waren folgende Wehrführer tätig:
- 1897 - 1913: Georg Wassem
- 1913 - 1934: Ludwig Müller
- 1934 - 1945: Hermann Dörr
- 1945 - 1947: Hugo Schreiner
- 1947 - 1951: Hermann Dörr
- 1951 - 1958: Wilhelm Hartmann
- 1958 - 1960: Karl Dörr
- 1960 - 1969: Herbert Höll
- 1969 - 1988: Heinrich A. Hecktor
- 1988 - 2008: Claus J. Meissner
- seit 2008: Thomas Schwind