VON MELANIE TAYLOR
Großalarm in Unterliederbach. Im Jugendcafé am Turm der Stephanuskirche brennt es. Menschen müssen gerettet, das Feuer gelöscht werden. Eine Aufgabe für die freiwillige Feuerwehr.
Unterliederbach. Brand im Jugendcafé – ein echtes Schreckensszenario, das sich Wehrführer Thomas Schwind und sein Stellvertreter Dennis Meissner mal wieder haben für ihre Kameraden einfallen lassen. Das Anspritzen im Frühjahr gehört zu den festen Terminen der Freiwilligen Feuerwehr Unterliederbach in jedem Jahr. Mit dieser publikumswirksamen Übung an wechselnden Orten präsentieren die Brandschützer ihr Können und profitieren obendrein selbst von dem Trainingseffekt. Denn auch wenn die Übung von der Unterliederbacher Wehrleitung ausgeheckt wurde, die Einsatzkräfte wissen nie, was sie erwartet, wenn sie am Zielort eintreffen.
Menschen retten
„Der Lerneffekt ist groß", erklärt Thomas Schwind im Anschluss an die Übung. Die Kommunikation untereinander und die einzelnen Handgriffe müssen ebenso wie unter Realbedingungen sitzen. Und dies tun sie an diesem Samstagvormittag: Nur wenige Minuten nach Eingang des Notrufes sind die Löschfahrzeuge an der Stephanuskirche. Die Räume des Jugendcafés befinden sich im Turm und sind über zwei Stockwerke verteilt. Eins ist klar: Die Menschenrettung geht vor. Doch um sich selbst zu schützen und die größtmöglichen Chancen einer erfolgreichen Rettung zu sichern, müssen die Feuerwehrkräfte sehr koordiniert und bedacht vorgehen. „Man weiß nie, was sich hinter einer Tür befindet", bringt es Fahrzeugführer Andres Lenz auf den Punkt. Deshalb schickt er seinen Trupp mit Strahlrohr in das Gebäude. Denn auch wenn keine lodernden Flammen von außen zu sehen sind, könnten sie sich irgendwo im Inneren verbergen. Die Rettungskräfte sehen sich daher meist der potenziellen Gefahr ausgesetzt, dass ihnen Flammen und das Rauchgas stechend entgegenschlagen, wenn sie eine Tür öffnen und damit Sauerstoff in den Raum lassen.
Um den Fluchtweg nutzbar zu halten, greifen die Brandschützer zudem auf ein weiteres Hilfsmittel zurück, das ebenso simpel wie effektiv ist: Der Rauchschutzvorhang. Er kann in jedem Türrahmen gesetzt werden und verhindert, dass sich die hochgiftigen Nebelschwaden ausbreiten. Denn die können innerhalb weniger Sekunden zu schweren Vergiftung oder sogar zum Tod führen.
Beklemmendes Gefühl
Damit die Verletzten möglichst wenig von dem Gas einatmen, bekommen auch sie Atemschutzhauben verpasst. Dass diese Maßnahme unter anderem durch solche Übungen wie hier an der Liederbacher Straße auch der normalen Bevölkerung gezeigt werden, ist aus Sicht der Feuerwehrkräfte sinnvoll. „Wenn man das nicht kennt, kann das schon mal beklemmend sein", erzählt Dennis Meissner.
Gut gelaufen
Der zweite Wehrchef ist zufrieden mit dem Verlauf der Übung: „Es ist alles gut gelaufen", erklärt er. Rund 20 Minuten dauerte der Einsatz, bei dem 21 Männer und Frauen ganz schön ins Schwitzen kamen. Ganz gelassen beobachtete Rainier Brunßen das Geschehen. Der Vorsitzende des Kirchenvorstandes der evangelischen Gemeinde hat diese Übung in den vergangenen Jahren schon einige Male hier am Kirchturm gesehen und vertraut vollends auf das Fachwissen der Feuerwehrkräfte und die guten Brandschutzvorkehrungen. „Es gibt drei Ausgangsmöglichkeiten", erklärt er. Überdies sei der Turm zum größten Teil ein Treppenhaus, so dass sich in der Regel nur Personen in den beiden Gruppenräumen befänden.
Wichtig ist es aus seiner Sicht dennoch, dass die Freiwillige Feuerwehr breite Unterstützung bei solchen Übungen erhält. Auch deshalb habe er der Sache gerne zugestimmt. „Die müssen auch mal die Gelegenheit bekommen, zu üben", erklärt er. Und zwar auch in den Gebäuden, die sie im Ernstfall in Unterliederbach evakuieren und löschen müssten. Zudem: „Außer ein bisschen Schmutz am Boden, ist nichts entstanden", sagt er schmunzelnd. – Und das ist es die Sache allemal wert.