Mindestens 600 000 Euro Sachschaden, Brandursache noch völlig unklar

Das Feuer brach gestern Vormittag in einem Zimmer im dritten Stock des Victor-Gollancz-Hauses aus. Viele Bewohner mussten über Drehleitern gerettet werden.

Sossenheim. Es war allerbeste Frühstückszeit, kurz nach 10 Uhr, als die automatische Brandmeldeanlage bei der Feuerwehr Alarm auslöste. Der Ruf kam vom Victor-Gollancz-Haus, einem Seniorenwohnheim an der Kurmainzer Straße. Dort war in einem rückwärtigen Gebäudetrakt im dritten Obergeschoss im Zimmer einer 94 Jahre alten Bewohnerin Feuer ausgebrochen.

Dabei breiteten sich die Flammen mit großer Geschwindigkeit aus. Schnell griff das Feuer auf das Dach und den Flur über, und das wurde zum Problem für die Bewohner der Nachbarzimmer. Durch den völlig verrauchten Flur war ganz schnell kein Durchkommen mehr, die Feuerwehr musste die Bewohner aus diesen Räumen zum Teil über die Drehleitern retten. Andere konnten noch über das Treppenhaus ins Freie gebracht werden.

Bewohner evakuiert

Insgesamt sechs Personen erlitten nach Angaben der Polizei zum Teil erhebliche Rauchverletzungen. Unter ihnen befindet sich auch die Bewohnerin des Zimmers, in dem das Feuer ausgebrochen war. Die Verletzten wurden noch am Brandort von Notärzten versorgt und dann zur weiteren Behandlung in umliegende Krankenhäuser gefahren. Weitere neun Bewohner dieses Gebäudetraktes wurden evakuiert und zunächst in den Garten oder in Gemeinschaftsräume des Victor-Gollancz-Hauses gebracht. Noch im Laufe des Sonntags wurden für sie dann aber Zimmer in anderen Senioreneinrichtungen bereitgestellt.

Die Feuerwehr war mit insgesamt zehn Fahrzeugen im Einsatz, neben der Berufsfeuerwehr Frankfurt rückten noch die freiwilligen Wehren aus Sossenheim und Unterliederbach aus. Gemeinsam brachten sie das Feuer bereits bis gegen 11 Uhr unter Kontrolle, berichtete Hans-Jürgen Kohnert von der Pressestelle der Feuerwehr. Die Kurmainzer Straße musste wegen des Brandes allerdings bis 13 Uhr voll gesperrt werden.

Das Feuer hat im Victor-Gollancz-Haus einen erheblichen Sachschaden angerichtet, in ersten Schätzungen ist von einer Schadenssumme von 600 000 Euro die Rede. Das Zimmer der 94-Jährigen brannte völlig aus, aber auch in den Nachbarräumen und im Flur richtete der Brand großen Schaden an. Nach Einschätzung der Polizei sind Teile des Altenheims nicht mehr bewohnbar.

«Neun Zimmer sind ein Sanierungsfall», lautet das erste Fazit von Heimleiterin Ute Bychowski. Der Brand habe auch unter den nicht selbst betroffenen Heimbewohnern eine erhebliche Aufregung ausgelöst. Neben dem Feuer hat das Löschwasser Schäden angerichtet. Deshalb war es zunächst notwendig, die Sicherheit etwa der elektrischen Anlagen zu überprüfen. Über die weitere Vorgehensweise kann erst entschieden werden, wenn ein genauer Überblick über die Schäden vorliegt.

Feuer normalerweise tabu

Überhaupt keine Antwort gab es zunächst auf die Frage nach der Brandursache. Es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte Polizeisprecher André Sturmeit zum Höchster Kreisblatt. «Mir ist das völlig schleierhaft», rätselte auch Ute Bychowski. Immerhin sei den Bewohnern alles verboten, was mit offenem Feuer zu tun hat – bis hin zum Anzünden von Kerzen. Die Polizei ermittelte bis in den Nachmittag hinein in dem Seniorenheim.